Am Samstag, den 8. Februar, lud die Feuerwehr Reichertshofen zur Jahreshauptversammlung ein. Schon in seiner Eröffnung machte Vorsitzender Christian Wolff deutlich, dass das Jahr 2024 ein außergewöhnliches und geschichtsträchtiges Jahr für die Feuerwehr war. Die Versammlung war gut besucht, unter den Ehrengästen befanden sich unter anderem Bürgermeister Michael Franken, Gemeinderäte von Reichertshofen, Landrat Albert Gürtner sowie Kreisbrandrat Christian Nitschke mit Vertretern der Inspektion Roland Müller und Stefan Nitschke.
v.l.n.r.: KBR Christian Nitschke, KBM Stefan Nitschke, Markus Rami, Macro Ritzel, Landrat Albert Gürtner, Vorstand Christian Wolff,
Christoph Kirschner, Stefan Fahn, Dieter Lindenmeier, Ralf Forster, Tobias Niedermayr, KBI Roland Müller, Kdt. Jürgen Lehner und Bgm. Michael Franken
Mitgliederrekord und hohe Einsatzbelastung
Vorsitzender Wolff berichtete, dass der Feuerwehrverein mit 376 Mitgliedern einen historischen Höchststand erreicht habe. Davon sind 76 Mitglieder im aktiven Dienst. Zudem nannte er weitere Eckdaten, welche als bedeutendste in der Geschichte der Feuerwehr Reichertshofen eingehen werden:
- Längster und intensivster Einsatz an 9 zusammenhängenden Tagen
- Rekordwert der Einsätze 308
- Höchststand von 74 aktiven Mitgliedern seit Aufzeichnung
- Mehr als durchschnittlich 12 Jugendliche
- mit 376 Vereinsmitglieder so viele wie nie zuvor
Im vergangenen Jahr beteiligte sich der Verein an 81 Veranstaltungen – darunter Gemeindeveranstaltungen, Ausschusssitzungen, Geburtstagsfeiern und Fahnenweihen. Auch für 2025 sei mit einer ähnlich hohen Anzahl an Veranstaltungen zu rechnen.
Das Jahr 2024 stellte die Feuerwehr vor enorme Herausforderungen, insbesondere durch das verheerende Hochwasser. Trotz des immensen Leids, das es verursachte, wurden bei den Einsätzen Zahlen erreicht, die es in dieser Form noch nie gegeben hatte.
Hochwasser als größte Herausforderung der Feuerwehrgeschichte
Kommandant Jürgen Lehner blickte in seinem Bericht auf das Hochwasser zurück, das die Feuerwehr Reichertshofen vor die wohl größte Herausforderung ihrer Geschichte stellte. Neun Tage lang waren die Einsatzkräfte ununterbrochen im Dienst – eine logistische und personelle Extrembelastung. „Diese Wassermassen konnten wir nicht allein bewältigen“, fasste Lehner die Situation zusammen. Unterstützt wurden die Reichertshofener Floriansjünger durch sogenannte Hilfeleistungskontingente von Feuerwehren aus den Landkreisen Mühldorf am Inn und Berchtesgaden, sowie von der Bundeswehr. Glücklicherweise waren im Rahmen des Hochwassers keine Personenschäden zu beklagen. Dennoch galt sein Vortrag weniger dem Rückblick als vielmehr den Maßnahmen für die Zukunft. „Ihr wart ja alle selbst dabei“, betonte er in Richtung der anwesenden Feuerwehrmitglieder.
Einsatzstatistik: Rekordwerte durch Hochwasser
Die Feuerwehr Reichertshofen rückte im Jahr 2024 zu insgesamt zu 308 Einsätzen aus. Dabei leisteten die Ehrenamtlichen rund 7.400 Stunden Dienst, die sich auf Übungen (ca. 2.300 Stunden), Gerätewartung (ca. 2.100 Stunden), Einweisungen (ca. 450) und Einsätze (ca. 2.500 Stunden) verteilten. Die tatsächlichen Stunden für die Hochwasserkatastrophe seien darin nicht vollständig erfasst.
Derzeit sind 60 aktive Mitglieder ehrenamtlich im Einsatzdienst tätig, darunter sechs Frauen. Die Jugendfeuerwehr zählt 14 Mitglieder.
Lehren aus dem Hochwasser gezogen
Schon kurz nach dem Hochwasser begann man sämtliche Erkenntnisse auszuwerten und zusammenzutragen, sodass diese in Zusammenarbeit mit der Gemeinde der Alarmplan für zukünftige Hochwasserereignisse überarbeitet werden kann. Zudem steht die Feuerwehr in engem Austausch mit der Gemeinde, um weitere präventive Maßnahmen zu entwickeln.
Kommandant Lehner bedankte sich ausdrücklich für die tatkräftige Unterstützung und den hervorragenden Zusammenhalt – nicht nur innerhalb der eigenen Feuerwehr, sondern auch mit den anderen Feuerwehren im Marktgebiet Reichertshofen. Die Hochwasserkatastrophe habe diesen Zusammenhalt eindrucksvoll bestätigt.
Jugendarbeit: Zukunft der Feuerwehr gesichert
Marco Buhn lobte die solide Jugendarbeit innerhalb der Feuerwehr. Die Jugendfeuerwehr sei fest in den Verein integriert und hochmotiviert. Er appellierte an die Versammlung: „Jeder, der jemanden kennt, der sich für die Feuerwehr interessiert, soll ihn mitbringen!“
Finanzen: Solide Haushaltslage des Feuerwehrvereins
Kassier Stephan Gehrold stellte einen positiven Kassenbericht vor. Die finanzielle Lage des Vereins sei stabil. Die Kassenprüfung bestätigte eine einwandfreie Buchführung, woraufhin die Vorstandschaft einstimmig entlastet wurde.
Grußworte: Lob und Dank für den außergewöhnlichen Einsatz
Bürgermeister Michael Franken hob in seinem Grußwort die besondere Bedeutung des Jahres 2024 hervor. Neben der immensen Einsatzleistung der Feuerwehr verdiente auch die politische Aufmerksamkeit Beachtung: Während des Hochwassers waren hochrangige Politiker – darunter Bundeskanzler, Vizekanzler, Innenminister, Bayerns Ministerpräsident, Innenminister sowie der Umweltminister – vor Ort. Hierzu ergänzte er die Ausführungen von Vorstand Wolff um weitere Punkte, welche in die Geschichte eingehen werden, denn es ware noch nie soviele hochrangige Politiker auf einmal in Reichertshofen. Franken betonte den starken Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung, der ihn trotz der bedrückenden Situation positiv stimmte.
Landrat Albert Gürtner richtete ebenfalls seine Anerkennung an die Feuerwehr Reichertshofen und allen weiteren Hilfskräften und Organisationen. Er erinnerte daran, dass er selbst neun Tage lang im Feuerwehrhaus verbracht hatte, um die Lage mit zu koordinieren. Besonders hob er den gesellschaftlichen Zusammenhalt hervor und berichtete über die Fortschritte der interkommunalen Hochwasserallianz, die auf Initiative der Paaranrainer gegründet wurde. Diese soll künftig um weitere Gemeinden – etwa im Landkreis Aichach-Friedberg – erweitert werden, um zukünftige Hochwasserereignisse besser zu bewältigen.
Kreisbrandrat Christian Nitschke ging in seinem Grußwort auf die zukünftigen Herausforderungen der Feuerwehren ein. Insbesondere die sogenannte „Blaulichtfamilie“ werde in den kommenden Jahren vor neue Aufgaben gestellt. Er betonte die zunehmende Bedeutung des Ehrenamts in diesem Bereich. Zudem entschuldigte er sich bei der Feuerwehr Reichertshofen für die missverständliche Situation, als Bundesinnenministerin Nancy Faeser während des Hochwassers in einem Feuerwehrfahrzeug mitgenommen wurde und dies bei deren Leibwächtern zu Irritationen führte.
Fazit: Ein Jahr der Extreme
Bürgermeister Franken zog abschließend ein positives Fazit: Trotz aller Herausforderungen habe die Feuerwehr Reichertshofen bewiesen, dass sie eine verlässliche Stütze der Gemeinde sei. Der Zusammenhalt, die Einsatzbereitschaft und die zukunftsorientierte Planung sicherten die Schlagkraft der Feuerwehr auch für kommende Herausforderungen.
Für langjährige aktiven Dienst wurden geehrt:
- 10 Jahre: Simon Vögeli
- 20 Jahre: Thomas Hennig, Christoph Kirschner
- 25 Jahre: Jürgen Stahl
- 30 Jahre: Stefan Fahn, Stephan Gehrold, Tobias Niedermayr
- 40 Jahre: Dieter Lindenmeier, Ralf Forster